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Dann gesetzt / es wäre durchgehends ein general klagen im lande wegen abgang
und abnehmen des handels / niemand wüste aber / wo es stecke / oder wo der fehler wäre / ob
gleich den schaden iederman fühlete / so schlaget das mauth=register auff / wie de præsenti die
ab= und zuführen aller dinge noch stehen / und welche von denen ab= oder zugenommen haben […].
(Wilhelm von Schröder, 1686)

I. Krems

Die Erfassung der für den Zeitraum von 1621 bis 1737 erhaltenen 28 Jahrgänge der Waag- und Niederlagsbücher der Stadt Krems an der Donau über eine Datenbank bildete die erste Phase des Donauhandels-Projekts. An der West-Ost-Handelsroute der Donau gelegen war Krems mit seinen Jahrmärkten um Jakobi (Juni/Juli) und Simon und Juda (Oktober/November) das wichtigste Emporium zwischen Linz und Wien. Gleichzeitig war die Stadt über Land mit Böhmen, Mähren und Schlesien sowie dem Königreich Polen verbunden. Die überlieferten Rechnungsbücher des Waagmeisters, der gleichzeitig auch die Niederlage (Stapel) verwaltete, erlauben es, Handelsbeziehungen innerhalb eines großen Raumes, der von Savoyen und der Schweiz bis Ungarn, von Polen bis in den Alpenraum reichte, zu rekonstruieren. Erfasst werden sowohl Art und Menge der gehandelten Waren, als auch die am Handel beteiligten Personen, Firmen oder Institutionen (Grundherrschaften, Klöster etc.). Mit Hilfe dieser Daten, die ab Frühjahr 2013 online abfragbar sind, ist es möglich, ein wesentlich genaueres Bild kaufmännischer Tätigkeit in den österreichischen Donauländern und deren Verflechtung mit angrenzenden Regionen zu zeichnen, als dies bisher der Fall war.

II. Aschach

Rechnungsbücher über Mauteinnahmen wie die bekannten Sundzollregister stellen erstrangige Quellen zur Erforschung des Handels in der Frühen Neuzeit dar. Für die österreichischen Länder nehmen die für den Zeitraum von 1627 bis 1775 in 194 Bänden überlieferten Aschacher Mautregister eine überragende Stellung ein. Sie konnten von Wirtschaftshistorikern bisher wegen ihres immensen Umfangs und fehlender Indices kaum systematisch ausgewertet werden. Wie die Kremser Waag- und Niederlagsbücher enthalten sie Angaben zu den gehandelten Waren und ihren Mengen, zu den beteiligten Personen (Kaufleute, Schiffmeister, Spediteure) und deren Herkunft. Mit den aus ihnen gewonnenen Informationen können Wirtschaftsbeziehungen, Konsumverhalten und Konjunkturen des süddeutsch-österreichischen Raums und seine Außenverflechtung detailliert erforscht werden. Über den Handel hinaus gehen Eintragungen zum Warentransport mautbefreiter Personen (Mitglieder des Kaiserhofs, Gesandte etc.) oder Institutionen (z. B. Klöster).
Zunächst werden die 18 erhaltenen Jahrgänge der Mautregister für den Zeitraum von 1718 bis 1737 bearbeitet. Die Bände werden vollständig digitalisiert und können mit Hilfe einer online verfügbaren Datenbank durchsucht werden.